Landeshauptstadt Erfurt
Naturnahe Grünflächen als Klimaschutz – Die Wilde Möhre in der Gerauaue
In Zeiten zunehmender Starkregenereignisse gewinnt die Fähigkeit des Bodens, Wasser aufzunehmen und zu speichern, immer mehr an Bedeutung. Auf versiegelten oder stark verdichteten Flächen fließt Regenwasser ungehindert ab – mit der Folge von Über-schwemmungen und Erosion. Naturnahe Grünflächen hingegen wirken diesem Effekt entgegen: Hier fördern Wildpflanzen wie die Wilde Möhre (Daucus carota) durch ihr tief reichendes Wurzelwerk die Durchlässigkeit des Bodens. Ihre Wurzeln halten Bodenporen offen und verbessern so die natürliche Wasseraufnahme.
Ein anschauliches Beispiel dafür ist die Nördliche Gerauaue, ein weitläufiges Naherholungsgebiet im Norden Erfurts. Die Kombination aus Rasenflächen, Spielplätzen, Spazierwegen und vielfältigen Biotopen macht dieses Gebiet nicht nur für Menschen attraktiv, son-dern bietet auch zahlreichen Tier- und Pflanzenarten einen wichtigen Lebensraum. Auf den extensiv gepflegten Flächen der Aue ist die Wilde Möhre mit ihren charakteristischen weißen Dolden und der markanten, dunklen Blüte besonders auffällig.
Sie ist von großer ökologischer Bedeutung: Als wichtigste natürliche Nahrungsquelle für die Raupen des Schwalbenschwanzes (Papilio machaon) – einem der auffälligsten heimischen Tagfalter – trägt sie maßgeblich zum Erhalt dieser geschützten Art bei. Die Raupen finden hier nicht nur Futter, sondern nutzen die stabilen Stängel der Wilden Möhre auch zur Verpuppung. Darüber hinaus bietet die Pflanze auch anderen Insekten wie Käfern und Fliegen wertvolle Nahrung.
Um die vielfältigen Funktionen der Biotope langfristig zu sichern, entwickelt das Grünflächenamt der Stadt Erfurt gemeinsam mit Merkle & Partner Biodiversitätsmanagement ein Pflegekonzept für die Gerauaue. Ziel ist es, eine praxistaugliche, kostengünstige und natur-schutzgerechte Methode zu etablieren, die den ökologischen Wert der Flächen erhält und gleichzeitig zur Klimaanpassung im urbanen Raum beiträgt.